Julia Scheufler
„Das Umfeld für Nebenwerte hellt sich auf“
Julia Scheufler Nebenwerte Aktienfonds ZinssenkungJulia Scheufler ist Portfoliomanagerin beim Investmenthaus Janus Henderson Investors und ist Spezialistin für europäische Nebenwerte. .
Janus Henderson Investors
Die Performance von Nebenwerten enttäuschte über viele Jahre. Warum sich das ändern könnte, erläutert Julia Scheufler. Die Portfoliomanagerin bei Janus Henderson Investors ist Spezialistin für europäische Small und Mid Caps. Sie ist Co-Fondsmanagerin des Aktienfonds Horizon Pan European Smaller Companies.
Frau Scheufler, lange Zeit hinkten Nebenwerte Blue-Chips hinterher. Warum war das so und warum ändert sich das gerade?
Vier Jahr hinkte die Performance von Aktien europäischer Nebenwerte den großen Unternehmen hinterher. Normalerweise liefern kleine und mittelgroße Werte eine überdurchschnittliche Rendite. Der sehr schnelle und starke Anstieg der Zinsen sowie der Inflation trafen Nebenwerte hart. Denn einerseits erschweren hohe Zinsen die Finanzierung dieser Unternehmen. Andererseits führte der starke Zinsanstieg zu einem schwächeren Wachstum, was Nebenwerte stark trifft.
Dann sorgen doch die angekündigten Zinssenkungen der Notenbanken für ein besseres Umfeld für Nebenwerte?
Genauso ist es. Es wird darauf spekuliert, dass die FED noch im September 2024 die Zinswende einleitet. Entsprechend rechnen mit einem Soft Landing. Das Umfeld für Nebenwerte hellt sich auf. Die Bewertung liegt noch immer auf einem attraktiven Niveau. Die Aktien des europäischen Aktienindizes MSCI Europe Small Caps werden mit einem Abschlag von drei Prozent gegenüber den Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung gehandelt. Dabei werden sie im Schnitt mit einem Aufschlag von 22 Prozent gehandelt im Zeitraum 2007 bis Mitte August 2024. Auch absolut betrachtet sind kleine Unternehmen günstig. Sie werden mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 gehandelt. Historisch kosten Nebenwerte im Schnitt das 16-fache ihres Gewinns.
In der vergangenen Zeit standen das Thema KI und Technologiewerte im Vordergrund. Nebenwerte spielten keine große Rolle. Ändert sich das gerade?
Wir beobachten eine Entwicklung hin zum breiten Markt. Anleger waren sehr stark auf Technologiewerte fokussiert, die sich mit Künstlicher Intelligenz beschäftigen. Die Magnificent 7, also Alphabet, Apple Amazon, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla sind der Inbegriff für diese Entwicklung. Hohes Gewinnwachstum zog Anleger an. Nun bessern sich die Gewinnaussichten für Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe. Die Kosten für die Finanzierung sinken. Gleichzeitig werden die konjunkturellen Aussichten besser.
Was spricht denn generell für ein Investment in Nebenwerte?
Grundsätzlich steigen die Gewinne schneller. Zwischen 1990 und 2023 sind die operativen Gewinne europäischer Small Caps Europa in 76 Prozent der Jahre stärker gestiegen als bei Blue Chips. Aufgrund ihrer Größe wirken sich Wachstumseffekte überdurchschnittlich aus. Zudem werden diese Unternehmen meist nur von wenigen Analysten beobachtet. Wer sich also mit Nebenwerten beschäftigt, kann schon frühzeitig interessante Firmen entdecken. Damit sind überdurchschnittliche Kursgewinne möglich. Diese Chance ist in diesem Sektor viel größer als bei Blue Chips, die von vielen Analysten analysiert werden.
Welche Rolle spielen Übernahmen bei Nebenwerten?
Das ist ein entscheidender Faktor. Schließlich sind Unternehmen, die in kleinen wachstumsstarken Nischen unterwegs sind, oft ein attraktives Übernahmeziel. Werden sie gekauft, erhalten Aktionäre meist einen Aufschlag zum Aktienkurs. Das ist auch ein wichtiger Grund, warum sich Nebenwerte langfristig besser entwickeln als Blue Chips.
Welches Umfeld brauchen Small Caps, um ihre Stärken voll auszuspielen?
Historisch liefern kleine Unternehmen in einem guten konjunkturellen Umfeld überdurchschnittliche Renditen. Das liegt auch daran, dass der Anteil von Unternehmen aus zyklischen Branchen bei Nebenwerten größer ist als beim Gesamtmarkt. Wenn sich das konjunkturelle Umfeld verbessert, profitieren Nebenwerte überproportional. Derzeit sind zyklische Branchen attraktiv bewertet, das ist für uns ein gutes Umfeld.
Historisch liefern kleine Unternehmen in einem guten konjunkturellen Umfeld überdurchschnittliche Renditen. Das liegt auch daran, dass der Anteil von Unternehmen aus zyklischen Branchen bei Nebenwerten größer ist als beim Gesamtmarkt. Wenn sich das konjunkturelle Umfeld verbessert, profitieren Nebenwerte überproportional. Derzeit sind zyklische Branchen attraktiv bewertet, das ist für uns ein gutes Umfeld.
In welchen Ländern finden Sie derzeit Kaufgelegenheiten?
Auf Länderebene werden wir in Portugal, Griechenland und Spanien fündig. In diesen südeuropäischen Ländern sehen wir aktuell das höchste Wirtschaftswachstum. In England beobachten wir hohe Aktienrückkäufe von Unternehmen. Auch das sorgt für positive Impulse.
Und welche Branchen finden Sie derzeit interessant?
Das sind Branchen, die stark von höheren Kosten und höheren Zinsen betroffen waren. Sie profitieren von einem Rückgang der Inflation und der Zinsen. Da denken wir zum Beispiel an erneuerbare Energien und den Windsektor. Die Rahmenbedingungen werden besser. Windkraftanlagen vor den Küsten spielen eine zentrale Rolle bei der Energiewende. Dabei konzentrieren wir uns auf die Bereiche mit den größten Engpässen. Ein Beispiel dafür ist das niederländische Unternehmen Fugro, ein Spezialist für seismografische Daten. Die Offshore-Windbranche ist ein wichtiger Kunde. Die Daten helfen, den besten Standort für Windkraftanlagen auf offener See zu finden.
Das sind Branchen, die stark von höheren Kosten und höheren Zinsen betroffen waren. Sie profitieren von einem Rückgang der Inflation und der Zinsen. Da denken wir zum Beispiel an erneuerbare Energien und den Windsektor. Die Rahmenbedingungen werden besser. Windkraftanlagen vor den Küsten spielen eine zentrale Rolle bei der Energiewende. Dabei konzentrieren wir uns auf die Bereiche mit den größten Engpässen. Ein Beispiel dafür ist das niederländische Unternehmen Fugro, ein Spezialist für seismografische Daten. Die Offshore-Windbranche ist ein wichtiger Kunde. Die Daten helfen, den besten Standort für Windkraftanlagen auf offener See zu finden.
Werden Sie auch im Boomsektor Künstliche Intelligenz fündig?
Das Thema Künstliche Intelligenz spielt für die gesamte Wirtschaft eine Rolle. Ein Beispiel dafür ist das Münchner Unternehmen SUSS MicroTec, das Anlagen und Prozesslösungen für die Halbleiter-Industrie herstellt.
Worauf achten Sie bei der Auswahl von Aktien?
Wir suchen nach wachstumsstarken Branchen und betrachten dabei die gesamte Wertschöpfungskette. Wir interessieren uns für die Bereiche mit den größten Engpässen. Die Preissetzungsmacht eines Unternehmens ist für uns ein wichtiges Kriterium. Ein gutes Beispiel dafür ist Ströer, ein Marktführer im Bereich der Werbung. Werbeflächen lassen sich mit Hilfe digitaler Technik besser nutzen. Das ist ein konzentrierter Markt mit wenig Playern. Mit der konjunkturellen Erholung kommt auch Werbung zurück.
Welche Art von Unternehmen bevorzugen Sie im Fonds?
Wir schauen uns den ganzen Lebenszyklus eines Unternehmens von der Frühphase aus an. Ein Markenzeichen unseres Portfolios ist ein ausgewogenes Verhältnis von Wachstumswerten und etablierten Firmen, also eine Mischung von Growth- und Value-Titeln. Wegen der niedrigen Zinsen waren bis vor wenigen Jahren Wachstumswerte angesagt. Diese Mischung sorgt für ein hohes Maß an Diversifikation. Eine günstige Bewertung kann interessant sein, wenn es eine Turnaround-Chance gibt. Zum Beispiel, wenn ein neues Management das Unternehmen wieder auf Kurs bringt. Grundsätzlich streuen wir das Portfolio des Fonds breit. Es umfasst mehr als 100 Unternehmen.
Vita
Vita
Julia Scheufler ist seit 2024 Portfoliomanagerin für europäische Aktien bei Janus Henderson Investors. Sie kam 2018 als Research Analyst ins Unternehmen und wurde 2022 Associate Portfoliomanagerin. Bevor sie zu Janus Henderson Investors wechselte, war Julia Scheufler bei Berenberg tätig, wo sie seit 2016 als Sell Side-Analystin für europäische Mid Caps arbeitete. Davor war sie Investmentanalystin für einen Multi-Asset-Fondsmanager. Erste Station ihrer Karriere war 2009 bei Deloitte. Julia Scheufler verfügt über einen BSc-Abschluss (Hons) in Rechnungswesen und Finanzen der Universität Warwick. Sie ist Chartered Financial Analyst und verfügt über 15 Jahre Berufserfahrung in der Finanzbranche.
Vita
Julia Scheufler ist seit 2024 Portfoliomanagerin für europäische Aktien bei Janus Henderson Investors. Sie kam 2018 als Research Analyst ins Unternehmen und wurde 2022 Associate Portfoliomanagerin. Bevor sie zu Janus Henderson Investors wechselte, war Julia Scheufler bei Berenberg tätig, wo sie seit 2016 als Sell Side-Analystin für europäische Mid Caps arbeitete. Davor war sie Investmentanalystin für einen Multi-Asset-Fondsmanager. Erste Station ihrer Karriere war 2009 bei Deloitte. Julia Scheufler verfügt über einen BSc-Abschluss (Hons) in Rechnungswesen und Finanzen der Universität Warwick. Sie ist Chartered Financial Analyst und verfügt über 15 Jahre Berufserfahrung in der Finanzbranche.