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Warum Finanzberater KI nutzen sollten

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Warum Finanzberater KI nutzen sollten

Der Beratungsbedarf von Kunden steigt immens. Darauf müssen sich Finanzberater einstellen. Sie sollten den Wandel als Chance sehen und Künstliche Intelligenz für sich nutzen.

Künstliche Intelligenz (KI) läutet eine Zeitenwende ein. Sie wird Unternehmen und Volkswirtschaften stark verändern. In vielen Branchen hält KI Einzug. Das gilt auch für die Finanzberatung. Der Wandel betrifft die gesamte Wertschöpfungskette der Finanzindustrie. „Das Aufgabenprofil von Finanzberatern wird sich nachhaltig und grundlegend verändern“, sagt Mustafa Behan, Gründer von WhoFinance, der sich seit Jahren intensiv mit den Möglichkeiten von KI beschäftigt.

Anleger werden KI in Zukunft bei Finanzfragen stärker nutzen als bisher. Das beginnt bei der Recherche zu Produkten und speziellen Finanzfragen. „Der Wissensvorsprung – einst die Existenzgrundlage für Finanzberater schwand schon mit Google, ist aber mit KI-Tools mittelfristig weg“, sagt Behan. Er ist überzeugt, dass sich in Zukunft diejenigen Finanzberater durchsetzen werden, die KI-Tools einsetzen. Auf der einen Seite lassen sich mit ihrer Hilfe Bedürfnisse und Probleme von Kunden schneller erkennen und lösen. Auf der anderen Seite können sie dazu beitragen, den Arbeitsalltag von Finanzberatern effizienter zu gestalten. 

Für Finanzberater geht es darum, KI zu nutzen, ihre Rolle neu zu definieren und ihr Geschäftsmodell entsprechend anzupassen. „Das Teilen von Verantwortung vor allem bei großen Finanzentscheidungen  ist und bleibt für viele Menschen eine wesentliche Motivation, einen Finanzberater aufzusuchen“, sagt Behan. Finanzberater können mit Hilfe von KI ihren Service verbessern und sich noch stärker auf die persönliche Beratung konzentrieren. 

Finanzberater müssen digital aufrüsten

Um in diesem Umfeld bestehen zu können, müssen Berater digital aufrüsten, um von Kunden weiterhin gefunden zu werden. „Das bedeutet den Aufbau von Wissen und Fähigkeiten um Kaufprozesse, den Ausbau der Webpräsenz angepasst für Suchmaschinen, die mit KI arbeiten, aber auch die Adaption und Integration von KI-Technologien“, sagt Behan. Denn klar ist, dass das Umfeld den Beratungsbedarf von Kunden erhöht. 

„Höherer Beratungsbedarf erzeugt höhere Nachfrage nach Beratung durch Kunden“, fügt Behan hinzu. Und diese Nachfrage findet vor allem im Internet statt. Dabei suchen Kunden online nach Beratung und im nächsten Schritt den persönlichen Kontakt zum Finanzberater. Was Finanzberater unbedingt beachten sollten: Online-Suchmaschinen ändern sich durch die KI. Sie ermöglichen, spezifischere Anfragen und Suchen mit genaueren Suchergebnissen beantworten zu können. Das ist eine Chance für Finanzberater, betont Behan: „Sie müssen Ihre Online-Präsenz anpassen, um weiterhin für Kunden am Anfang des Kaufprozesses sichtbar zu sein.“

Aber nicht nur KI verändert die tägliche Arbeit von Finanzberatern. Geopolitische Konflikte sorgen für Schwankungen an den Aktienmärkten. Politische Weichenstellungen, wie die Präsidentschaftswahlen in den USA, aber zum Beispiel auch in Großbritannien und beschäftigen Anleger. Sie fragen sich zum Beispiel, wie sich die Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsdient auf Aktien, Anleihen sowie andere Anlageklassen beeinflussen wird. Der Bedarf an Beratung steigt insgesamt. Aber auch Unsicherheiten für Immobilienbesitzer, Immobilienkäufer und Immobilienverkäufer erhöhen den Beratungsbedarf.

Comeback der Anleihen

Auch die Rückkehr von Zinsen verändert das Umfeld für Anleger. Viele Anleger wollen ihr Portfolio neu ausrichten und brauchen dafür die Hilfe von Finanzberatern. Wurde noch vor drei Jahren das Ende der Zinsen ausgerufen, feiern Anleihen ihr Comeback. Das verlangt neue Antworten, die Finanzberater geben müssen. Mit den gestiegenen Zinsen sind Anleihen wieder attraktiv. „Eine Null-Zins-Politik, wie sie die Notenbanken noch vor einigen Jahren verfolgt haben, wird so schnell nicht mehr wiederkommen. Davon profitiert nicht nur das klassische Tagesgeldkonto, sondern besonders auch eine Assetklasse, die zuletzt fast in Vergessenheit geraten ist: die Anleihe“, sagt Christopher Pawlik, Sales Executive beim Investmenthaus Vanguard.

Vanguard prognostiziert eine jährliche Rendite von 2,9 bis 3,9 Prozent für Anleihen des Euroraums in den nächsten zehn Jahren. Bevor die Notenbanken die Zinsen erhöht haben, lag die Prognose bei -0,5 bis 0,5 Prozent. „Damit dienen Anleihen nicht mehr nur als eine defensive Absicherung des Portfolios, sondern können als eine wichtige Ertragsquelle herangezogen werden“, empfiehlt Pawlik. Weil der Zugang zu vielen Anleihen nur mit hohen Einstiegssummen möglich ist, empfiehlt sich ein Investment über Anleihefonds.

Comeback der Multi-Asset-Fonds
 
Lange Zeit waren Mischfonds die beliebteste Anlageklasse der Anleger in Deutschland. Doch 2022 drehte sich der Trend um. „In den vergangenen 95 Jahren ist es nur viermal vorgekommen, dass sowohl Aktien als auch Anleihen innerhalb desselben Jahres gefallen sind: 1931, 1941, 1969 und 2022“, sagen Sabrina Denis und Lara Castleton, Senior-Portfolio-Strateginnen en von Investmenthaus Janus Henderson. 

2023 folgten zweistellige Renditen der gemischten Portfolio. Nachdem schon das Aus von Mischfonds ausgerufen wurde, rücken sie wieder in den Fokus und  spielen in der Anlageberatung eine wichtige Rolle. Bekannt ist die Aufteilung unter dem Kürzel „60/40“. Darunter wird ein „ausgewogenes“ Portfolio verstanden, das 60 Prozent in Aktien und 40 Prozent in Anleihen investiert. Je nach individuellen Anlagezielen der Kunden schwanken ausgewogene Portfolios meist zwischen 40 und 60 Prozent Aktienanteil.
 
Mischfonds lassen sich vielseitig einsetzen: „Ein Portfolio aus einem oder mehreren Mischfonds zu bilden, kann für Anleger, die ihren Allokationsprozess vollständig auslagern wollen, sehr effektiv sein“, sagen Sabrina Denis und Lara Castleton von Janus Henderson. Die Mischfonds passen den Akten- und Anleiheanteil immer wieder an, um das vorgegebene Risikomaß einzuhalten. Finanzberater können aus einem Angebot an 4500 Fonds wählen. „Diese Vielfalt macht es jedoch notwendig, die Risiken, Exposures und angestrebten Ziele für jede Lösung genau zu verstehen“, empfehlen die Expertinnen von Janus Henderson. Hier sind kompetente Finanzberater gefragt, die die passenden Produkte auswählen.

Dirk
Autor: Dirk Wohleb

Freier Wirtschafts- und Finanzjournalist