Digitale Kunst
Bitcoin, Ether – und jetzt auch noch Kunst?
NFT digitale Kunst
Für die einen affig, für die anderen Kunst.
Bored Ape Yacht Club by Yuga Labs
„Non Fingible Tokens“, kurz NFTs genannt, waren der letzte Schrei auf dem Kunstmarkt - zumindest jedoch ein Trend, der in kürzester Zeit viele Fans fand. Abee handelt es sich hier überhaupt um Kunst? Und ging es nicht auch um Spekulation? Wir haben mit dem Berliner Künstler Peer Kriesel über digitale Kunst gesprochen.
Wenn es um NFTs geht, dann ist oft die Rede von tokenisierten Kunstwerken oder Oldtimern. Ist es das, was gerade so angesagt ist?
NFT bedeutet ja ein kryptografisch eindeutiges, unteilbares, unersetzbares und überprüfbares Token, das einen bestimmten Gegenstand auf einer Blockchain repräsentiert. Der derzeitige Hype dreht sich jedoch weniger um digitalisierte analoge Kunstgegenstände als um Dinge, die eigens für die Blockchain hergestellt werden. Wobei man „Dinge“ abstrakt verstehen muss. Genau genommen geht es um den Vertrag dahinter, also das digitale Dokument, das die Historie des jeweiligen Besitzgegenstands dokumentiert.
Wie stößt man als Künstler darauf, sich mit NFTs zu befassen?
Ich habe schon vorher mit digitalen Mitteln gearbeitet. Da habe ich es immer als schwierig empfunden, digitale Werke in Ausstellungen unterzubringen, damit potenzielle Käufer sie sehen. Insofern lag der Gedanke nahe, für das Anbieten digitaler Kunst auch ein digitales Vehikel zu nutzen – und so vielleicht ganz andere Kreise anzusprechen.
Wie genau funktioniert das, wenn ich auf der Blockchain etwas anbieten oder kaufen möchte?
Dazu benötigen Sie zuerst einmal ein Wallet, also eine Art digitaler Geldbörse. Und zwar brauchen Sie für jede Blockchain ein eigenes Wallet. In diesen Wallets befinden sich die Kryprowährungen, mit denen Sie auf der jeweiligen Blockchain bezahlen können. Die haben Sie vorher gegen die sogenannten FIAT-Währungen eingetauscht, also das, was wir als Geld im Geldbeutel haben. Das wiederum geschieht bei unterschiedlichen Anbietern, wie etwa Coinbase oder Bitpanda.
Bei den Blockchains gibt es auch Unterschiede: Die meisten Werke finden Sie derzeit auf der Ethereum Blockchain - nicht zuletzt, weil das auch eine der meistverwendeten Kryptowährungen ist. Allerdings ist die für die Künstler auch mit am teuersten. Man muss bezahlen, um seine NFTs dort „hochladen“ zu können. Und da ist die Ethereum-Blockchain sehr teuer, da sie mit einem sehr hohen Energieaufwand betrieben wird. Diese Energiekosten können an die Nutzer weitergegeben werden. Umgerechnet sind da schnell einmal ein paar Hundert Euro weg, bevor Ihr NFT überhaupt auf der Blockchain verfügbar ist.
Was für Kosten sind das beispielsweise?
Die Kosten für Gas etwa. Die Energiekosten gehen hoch und damit auch die Kosten für die Künstler. Je mehr gerade auf einer Blockchain passiert, desto höher sind die Kosten. Es gibt aber energieeffizientere Alternativen: Solana ist eine Blockchain, die als „saubere“ Plattform angetreten ist und deutlich energieeffizienter ist – und damit auch weitaus kostengünstiger. Oder TEZOS. Die ist mal experimentell gestartet, hat sich aber mittlerweile auch mit Plattformen wie objkt.com etabliert. Da sprechen wir von deutlich überschaubareren Beträgen für das „Hochladen“ von NFTs. Aber natürlich ist die Sichtbarkeit auf Ethereum auch höher aufgrund der Anzahl an dort vorhandenen Plattformen, über die man seine Werke anbieten kann- beispielsweise Foundation, KnownOrigin, OpenSea oder Rarible. Das muss man zugeben.
Die Kosten für Gas etwa. Die Energiekosten gehen hoch und damit auch die Kosten für die Künstler. Je mehr gerade auf einer Blockchain passiert, desto höher sind die Kosten. Es gibt aber energieeffizientere Alternativen: Solana ist eine Blockchain, die als „saubere“ Plattform angetreten ist und deutlich energieeffizienter ist – und damit auch weitaus kostengünstiger. Oder TEZOS. Die ist mal experimentell gestartet, hat sich aber mittlerweile auch mit Plattformen wie objkt.com etabliert. Da sprechen wir von deutlich überschaubareren Beträgen für das „Hochladen“ von NFTs. Aber natürlich ist die Sichtbarkeit auf Ethereum auch höher aufgrund der Anzahl an dort vorhandenen Plattformen, über die man seine Werke anbieten kann- beispielsweise Foundation, KnownOrigin, OpenSea oder Rarible. Das muss man zugeben.
Erwerb von Rechten statt physischem Besitz
Was kaufe oder verkaufe ich denn nun eigentlich, wenn ich ein NFT erwerbe?
Im Grunde verkaufen Sie die Besitzrechte beziehungsweise einen Platz in der „Historie“ des Werkes. Wie schon gesagt, kaufen oder verkaufen Sie letztendlich einen Vertrag, der genau regelt, wer was besitzt und was er oder sie damit tun darf. Die Datei selbst wird via IPFS dezentral gespeichert und ist in der Regel öffentlich einsehbar.
Im Grunde verkaufen Sie die Besitzrechte beziehungsweise einen Platz in der „Historie“ des Werkes. Wie schon gesagt, kaufen oder verkaufen Sie letztendlich einen Vertrag, der genau regelt, wer was besitzt und was er oder sie damit tun darf. Die Datei selbst wird via IPFS dezentral gespeichert und ist in der Regel öffentlich einsehbar.
So richtig Kunstsammeln ist das dann aber nicht, wenn ich mir ein paar NFTs zulege, oder doch?
Zumindest nicht so, wie wir es bisher kennen. Sie können sich NFTs nicht in den Safe legen. Auch nicht in die private Sammlung, die nur Sie sehen können. Noch nicht. Das zentrale Wesensmerkmal der Blockchain ist ja Transparenz - also Erkennbarkeit und Nachvollziehbarkeit für alle. Was Sie bekommen, das ist ein Platz in der Historie zu dem von Ihnen erworbenen NFT. Technisch gesehen ist das ein Link zu Ihrem NFT und jeder kann sehen, dass es Ihnen gehört. Ich sehe auch diese Verträge eher als die Zukunft der NFTs an und weniger alles das, was jetzt so im Großen und Ganzen als NFT-Kunst angeboten wird.
Das klingt ein wenig skeptisch…
Man muss schon berücksichtigen, dass wir es hier mit einem Markt zu tun haben, der komplett unreguliert ist und in dem sich auch einige tummeln, denen es vor allem darum geht, schnell Geld zu machen. Solche NFTs kann ja im Prinzip jeder CGI-Designer machen, der also computergenerierte Bilder erstellt. Die werden dann zum Teil auf die Schnelle in Niedriglohnländern entwickelt, um ebenso schnell verkauft werden zu können. Das hat dann nicht sehr viel mit Kunst zu tun. Vielleicht noch nicht…
Trau, schau, wem - auch bei digitaler Kunst
Sollte man also eher die Finger von den NFTs lassen?
So würde ich das nicht sagen, aber man muss schon genau hinsehen und man muss sich auch richtig damit beschäftigen. Der Aufwand, den man treiben muss, bevor man da mitmachen kann, ist schon nicht unerheblich. Wie schon gesagt: es ist ein unregulierter Markt ohne Filter – mit allen Vor- und Nachteilen, die damit einhergehen. Das ist ja auch das Tolle und etwas Anarchische daran. Da hat eine richtige Goldgräberstimmung geherrscht mit allen Vor- und Nachteilen. Die ist aber bereits am Abklingen. Man sollte als Künstler auch nicht den Suchtfaktor unterschätzen: Es lässt sich ja alles rund um die Uhr direkt nachverfolgen und man hat also immer einen Grund, permanent online zu sein. Da gibt es mehr als einen Künstler, der einen richtiggehenden Burnout bekommen hat und aussteigen musste. Die waren den ganzen Tag online.
So würde ich das nicht sagen, aber man muss schon genau hinsehen und man muss sich auch richtig damit beschäftigen. Der Aufwand, den man treiben muss, bevor man da mitmachen kann, ist schon nicht unerheblich. Wie schon gesagt: es ist ein unregulierter Markt ohne Filter – mit allen Vor- und Nachteilen, die damit einhergehen. Das ist ja auch das Tolle und etwas Anarchische daran. Da hat eine richtige Goldgräberstimmung geherrscht mit allen Vor- und Nachteilen. Die ist aber bereits am Abklingen. Man sollte als Künstler auch nicht den Suchtfaktor unterschätzen: Es lässt sich ja alles rund um die Uhr direkt nachverfolgen und man hat also immer einen Grund, permanent online zu sein. Da gibt es mehr als einen Künstler, der einen richtiggehenden Burnout bekommen hat und aussteigen musste. Die waren den ganzen Tag online.
Was treibt Sie an, sich dieser Form von Kunst zu widmen?
Ich komme ja aus der digitalen Richtung, die sich in meiner Kunst schon lange inhaltlich widerspiegelt - und nicht von der Technik- oder Kapitalseite. Und ich finde das schon faszinierend, eine Möglichkeit zu haben, einem Publikum digitale Kunst auf einer komplett digitalen Plattform zeigen zu können – vom Kunstwerk über die Präsentation bis hin zur Bezahlung und Übertragung. Auch das transparente Verständnis von Besitz und Eigentum ist etwas radikal Neues, das eine gewisse Faszination ausübt.
Ich komme ja aus der digitalen Richtung, die sich in meiner Kunst schon lange inhaltlich widerspiegelt - und nicht von der Technik- oder Kapitalseite. Und ich finde das schon faszinierend, eine Möglichkeit zu haben, einem Publikum digitale Kunst auf einer komplett digitalen Plattform zeigen zu können – vom Kunstwerk über die Präsentation bis hin zur Bezahlung und Übertragung. Auch das transparente Verständnis von Besitz und Eigentum ist etwas radikal Neues, das eine gewisse Faszination ausübt.
Der Blockchain gehört die Zukunft
Szene-Gurus wie der Amerikaner Gary V. gehen nach eigenen Aussagen bei der Blockchain „all in“. Was glauben Sie, wie es weitergehen wird mit den NFTs und der Blockchain?
Wir haben ja erst den Anfang gesehen. Ich glaube, es wird sich vieles regulieren. Derzeit überwiegt nach meinem Empfinden ein wenig die Spekulation und die Jagd nach dem schnellen Geld. Die Blockchain ist ja keine heile Welt der Gutmenschen. Auch Sachen wie Phishing gibt es in der Kryptowelt. Da ist viel in der Grauzone und es muss sich, wie gesagt, vieles noch regulieren und wird nicht unbedingt so bleiben, wie es jetzt ist. Auch die Infrastruktur darum herum mit ganz banalen Dingen des Alltags: Finden Sie mal einen Steuerberater oder einen Anwalt, der sich damit auskennt, wie man da was deklariert. Die kann man noch an einer Hand abzählen
Wie sieht es mit den Chancen aus?
Die Chancen liegen für mich ebenfalls auf der Hand: ein total direkter Handel ohne Zeitverzögerung. Und für Künstler kommt ein wichtiger und ganz handfester Aspekt hinzu: Wir haben die komplette Wertschöpfungskette in der Hand und hängen nicht von Dritten ab, wo wir ausstellen können. Es ist also an sich schon ein Konzept, wo die Künstler auch unmittelbar Geld verdienen können und wo vom Kuchen auch mehr bei ihnen bleibt.
Die Blockchain ist also gekommen, um zu bleiben? Und die NFT-Kunst auch?
Definitiv. Die Blockchain wird ein wenig eingefangen werden und sie wird ihre unregulierte Wildheit etwas verlieren. Wir werden auch noch einiges an Auf und Ab sehen. Die Blockchain wird aber bleiben. Die Kunst auch. Auf den Hype wird eine Ernüchterung folgen und dann eine Art von Normalität, die auch genauer unterscheidet zwischen Kunst und schnell produzierten Gebrauchs-NFTs, von denen übrigens ohnehin viele gar nicht verkauft werden.
Definitiv. Die Blockchain wird ein wenig eingefangen werden und sie wird ihre unregulierte Wildheit etwas verlieren. Wir werden auch noch einiges an Auf und Ab sehen. Die Blockchain wird aber bleiben. Die Kunst auch. Auf den Hype wird eine Ernüchterung folgen und dann eine Art von Normalität, die auch genauer unterscheidet zwischen Kunst und schnell produzierten Gebrauchs-NFTs, von denen übrigens ohnehin viele gar nicht verkauft werden.
Dann sprechen wir in fünf jähren wieder?