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Seit Monaten geht es an den Aktienmärkten auf und ab. Anleger brauchen besonders starke Nerven – und sie müssen ihr persönliches Risiko bei der Geldanlage einschätzen können. WhoFinance hat Top-Anlageberater Matthias Stäbler aus Weil im Schönbuch (Baden-Württemberg) gefragt, wie er seinen Kunden dabei hilft.

Finanz- und Anlageberater Matthias Stäbler

Herr Stäbler, ganz zentral in der Beratung ist die Frage, welches Risiko die Kunden bei ihrer Geldanlage einzugehen bereit sind. Wie finden Sie das im Beratungsgespräch heraus?

Matthias Stäbler: In der Tat tun sich viele Kunden schwer, diese Frage direkt zu beantworten. Zahlen sind meist nur plastisch als Buchwert im Depot vorhanden und im Kopf  wird ein Verlust meist leichter hingenommen, als wenn es sich um das eigene, reale Vermögen handelt.

Aus diesem Grund lege ich meinen Kunden ein Bündel Papier hin. Dieses soll die Summe symbolisieren, die sie investieren wollen. Anschließend nehme ich die Hälfte oder ein Viertel weg – um einen eventuellen Kursrutsch zu veranschaulichen, der plötzlich an der Börse stattgefunden hat.

Nun frage ich die Kunden: wie fühlen Sie sich jetzt? Bisher gab es noch keinen Kunden, den die plötzliche Halbierung seines imaginären Vermögens kalt gelassen hätte.

Was raten Sie Kunden, die selbst kein Gefühl dafür haben, welches Risiko sie bei der Geldanlage tragen können?

Dass Sie lieber mit einer niedrigen Risikoklasse beginnen und sich dem Thema schwankungsintensivere Geldanlagen Schritt für Schritt annähern sollen. Das ist besser, als gleich „in die Vollen“ zu gehen.

Dazu kommt noch eine breite Streuung der Geldanlagen, also die Verteilung der Anlagesumme in Tagesgeld um kurzfristig liquide zu sein, sowie in Investmentfonds welche breit gestreut in Aktien und festverzinsliche Wertpapiere investieren, für den etwas längeren Anlagehorizont. Und dann sollte man im Hinterkopf behalten, dass jede Geldanalage unterschiedlich viel Zeit braucht, um sich entwickeln zu können.

Mein dritter und wahrscheinlich wichtigster Rat an Anleger: Lassen Sie die Finger von Anlagen, welche Sie nicht verstehen und trauen Sie sich, Fragen an den Berater zu stellen.


Erleben Sie es häufig, dass Kunden das Risiko von Geldanlagen falsch einschätzen? Könnten Sie ein oder zwei Beispiele dafür nennen?

Ja, in der Tat ist es manchmal so, dass Kunden bereit sind, ein recht hohes Risiko einzugehen. Dies liegt vielleicht manchmal daran, dass – wie vorher gesagt – Verluste auf dem Papier nur sehr schwer vorstellbar sind,  zum Anderen locken aber auch manchmal Versprechungen auf Flyern wie z.B. „hohe Rendite möglich“ oder „Grundbuchgesicherte Anlage“.

Ein Beispiel hierzu: Ein Kunde von mir wollte einmal unbedingt in Erneuerbare Energie investieren.  Diese Anlagen sind teilweise ja wirklich sehr rentabel. Sie haben aber in diesem Fall überhaupt nicht zum Risikoprofil des Kunden gepasst. Dieser hat in der Vergangenheit nämlich sein Geld ausschließlich in sehr konservative Anlagen (Tagesgeld, Sparbrief) investiert.


Die Deutschen gelten ja bei der Geldanlage eher als risikoscheu. Wie können Sie Kunden davon überzeugen, etwas höhere Risiken einzugehen? Und welche Produkte eignen sich dafür Ihrer Ansicht nach am besten?

Ich möchte meine Kunden gar nicht überzeugen. Es ist ganz einfach: Der Kunde muss sich mit der Anlage und der Risikoklasse wohl fühlen und vor allem in jeder Börsensituation ruhig schlafen können.

Bei mir gibt es zu Beginn der Kundenbeziehung und danach immer wiederkehrend das Gespräch mit dem Kunden, in dem wir gemeinsam die Risikoneigung erarbeiten. Nach diesen Vorgaben suchen wir dann die entsprechenden Anlagen aus. Und zwar ausschließlich.

Sehr gut geeignet finde ich Mischfonds, welche die Möglichkeit haben, den Aktienanteil je nach Börsensituation zu verringern oder auch zu erhöhen. Es gibt mittlerweile Mischfonds, die bis zu 100 % Aktienquote zulassen oder in turbulenten Zeiten auch das komplette Vermögen in sicherheitsorientierte Werte investieren können.


Zu welchem Aktienanteil raten Sie Ihren Kunden?

Auch hier kann ich keinen pauschalen Rat geben. Ein hoher Aktienanteil bedeutet oftmals eine hohe Schwankungsbreite. Jeder Kunde hat eine andere Risikoneigung und kann deshalb gut oder weniger gut mit diesen Schwankungen leben.

Deshalb: der „Ruhig-Schlafen-können-Faktor“ des Kunden, die passende Risikoklassifizierung und daraus resultierend die richtige Auswahl der Werte und  Streuung  machen es aus.

WhoFinance: Herr Stäbler, wir danken Ihnen für das Interview.

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