News


In ihrer aktuellen Ausgabe stellt die Zeitschrift Finanztest verschiedene Fondssparpläne vor, mit denen Anleger in ethische Geldanlegen investieren können. Auf diese Weise werden laut Finanztest beispielsweise direkte Investments in den Naturschutz möglich. Doch wie funktionieren solche ethischen Anlagen, lohnen sie sich und worauf müssen Anleger besonders achten? Im Interview mit WhoFinance beantwortet Frauke Hammermann, Finanzberaterin aus Hamburg, diese Fragen und gibt Kunden wertvolle Tipps.

Ethische_Geldanlage

WhoFinance: Frau Hammermann, Finanztest stellt in seiner neuen Ausgabe „saubere Fondssparpläne“ vor, mit denen Anleger „ethische Investments“ tätigen können. Was ist aus Ihrer Sicht eine Motivation für Ihre Kunden, in solche Geldanlagen zu investieren?

Frauke Hammermann: Wenn ein Anleger sich für den Vermögensaufbau mittels Fondssparplan entschließt, dann soll die Geldanlage für ihn bzw. sie erfolgreich sein. Die Definition des Begriffs „Erfolg“ ist individuell unterschiedlich: die finanzielle Rendite ist ein Anspruch – mit dem eigenen Geld die persönlichen Werte umzusetzen häufig ein weiterer. Denn dass Renditen auf verschiedenste Weise erwirtschaftet werden, ist inzwischen den meisten Menschen bewusst. Und wer in seinem übrigen Leben bemüht ist, „ethisch bzw. ökologisch verantwortlich“ zu handeln, will in aller Regel auch die Verantwortung für die Wirkung seines Geldes übernehmen und damit nicht Antipersonenminen, ausbeuterische Kinderarbeit oder die Abholzung des Regenwaldes finanzieren.

WhoFinance: Inwiefern unterscheiden sich ethische Fonds untereinander?

Frauke Hammermann: Da es ethische Fonds mittlerweile in großer Vielfalt gibt, kann eine begriffliche Klärung sinnvoll sein: sozial verantwortliches Investment beinhaltet beispielsweise, Unternehmensaktien der Rüstungs- oder Suchtmittelindustrie zu meiden, nachhaltiges Investment umfasst unter anderem ressourcenschonende Produktionsprozesse, die Berücksichtigung zukünftiger gesellschaftlicher Veränderungen sowie den erneuerbare-Energien-Sektor. Die Bezeichnung SRI (für Socially Responsible Investment) hat sich als Überbegriff für ethische, soziale, ökologische, nachhaltige oder auch Prinzipien geleitete Geldanlage etabliert.

SRI-Fonds folgen unterschiedlichen Konzepten und für den Anleger lohnt sich daher ein Blick in die Anlagerichtlinien um zu erfahren, nach welchen Kriterien der Fondsmanager die Investmentpraxis ausrichtet: am häufigsten finden sich Negativ- bzw. Ausschlusskriterien, Positivlisten und der Best-in-Class-Ansatz (zum Teil auch eine Kombination dieser Anlagekonzepte. Als ein zusätzlicher Qualitätsgarant wachen unabhängige Expertengremien über die Einhaltung der Kriterien bzw. entwickeln diese weiter.

WhoFinance: Was ist Ihre Erfahrung mit Fonds, die in erneuerbare Energien investieren oder bei denen streng darauf geachtet wird, dass das Geld nicht in die Rüstungsindustrie oder Glücksspielbranche investiert?

Frauke Hammermann: Meiner Erfahrung nach sind SRI-Fonds teilweise profitabler und schwankungsärmer als konventionelle Aktienfonds. Gründe hierfür könnten sein, dass die Anleger längerfristig denken und ihren Fonds auch in schwierigeren Zeiten treu bleiben. Auch wirken Nachhaltigkeitskriterien wie ein Risikofilter: Studien zeigen, dass ihre Beachtung auf längere Sicht einen positiven Einfluss auf den Unternehmenserfolg und die Kursentwicklung der Aktien hat (so z.B. im März dieses Jahres aus einer Studie der Harvard Business School). Es gibt aber leider auch Etikettenschwindel am Markt; zur Gewinnung von Kundenschichten bzw. zur Eroberung neuer Marktanteile werden Investmentfonds mit teils klangvollen Namen aufgelegt, die mit ihrem Inhalt kaum etwas zu tun haben.

WhoFinance: Worauf sollten Anleger besonders achten, wenn sie Geld in Fonds Geld anlegen möchten, die nach ethisch-ökologischen Kriterien investieren?

Frauke Hammermann: Sie sollten in jedem Fall darauf achten, in welche Aktien der Fonds investiert und ob die Auswahlkriterien nachvollziehbar sind, natürlich auch ob die Anlagerichtlinien und mit den eigenen Werten und Absichten übereinstimmen (Wie konsequent werden z.B. Problembranchen ausgeschlossen?). Sollen mehrere Investmentfonds gleichzeitig angesteuert werden, ist auf Überschneidungen im Investment zu achten, um Klumpenrisiko zu vermeiden. Wie bei allen Fonds ist es gut, auf hohe Transparenz, entsprechendes Fondsvolumen sowie eine vernünftige Kostenquote zu achten.

WhoFinance:Welche Nachteile sehen Sie bei solchen Fonds?

Die Beschränkung auf bestimmte Themen, Branchen, Marktsegmente kann zu einer geringeren Risikodiversifikation führen. Das Management eines SRI-Fonds erfordert mehr Aufwand in Bezug auf Research und Marktbeobachtung; auch steht er im Blickfeld einer überdurchschnittlich kritischen Anlegergruppe. Weitere Nachteile können der bereits erwähnte Etikettenschwindel sowie höhere Kosten im Fonds sein.

Wenn wir an dieser Stelle über Nachteile sprechen, sollten wir auch ihre wirtschaftlichen Vorteile erwähnen. Die gibt es nämlich neben dem „guten Gewissen“ – um einige zu nennen: Unternehmen mit zufriedenen und damit motivierten Mitarbeitern (soziale Aspekte) sind oft rentabler als „Ausbeuterunternehmen“. Aktien von Unternehmen mit klaren und gelebten SRI-Kriterien schwanken weniger, da die Aktionäre treuer sind. Solche Unternehmen haben oft auch mittel- und langfristige Strategien, die wirtschaftliche Stabilität und nachhaltige Wertschöpfung ermöglichen. Die Produkte dieser Unternehmen bieten den Käufern mehr und langfristigen Nutzen und damit den Unternehmen schwankungsarme Erträge. Kontroverse Geschäftspraktiken oder gar Verstöße gegen geltendes Recht bedeuten für die verursachenden Unternehmen die Zahlung hoher Strafen bzw. Entschädigungen. Reputationsverlust hat in unserer immer stärker vernetzten Welt häufig Kursverluste der Unternehmensaktie zur Folge.

WhoFinance: Beobachten Sie bei Ihren Kunden einen Trend zu Investments für ethische Anleger? Ist die Nachfrage in den letzten Jahren gestiegen?

Frauke Hammermann: Ja, es gibt einen wachsenden Wunsch sinnvoll zu investieren, wobei zunehmend nicht nur ökologische Aspekte sondern  auch soziale / ethische Aspekte in den Fokus genommen werden. Allgemein ist das Thema Finanzen jedoch nach wie vor nicht der Deutschen liebstes Kind.

WhoFinance: Frau Hammermann, wir danken Ihnen für das Interview.

 

Tags: , ,