01. July 2015 von WhoFinance | Geldanlage
Drohender Grexit: Finanzberater raten Verbrauchern zu Besonnenheit
Vor dem Hintergrund eines drohenden Ausscheidens Griechenlands aus der gemeinsamen Euro-Währung (Grexit) raten Finanzberater Deutschlands Sparern dazu, Ruhe zu bewahren. Dies ergibt eine Blitzumfrage von WhoFinance unter 156 Finanzberatern.
Die Zeichen für einen bevorstehenden Grexit waren in den letzten Wochen schwer zu deuten, in den letzten Tagen hatten sie sich jedoch immer mehr verdichtet. Die Differenzen zwischen Griechenland und seinen Gläubigern erscheinen inzwischen unüberbrückbar: Die griechische Regierung hat die aktuelle Kreditrate in Höhe von rund 1,6 Milliarden Euro noch nicht bezahlt und will die Bevölkerung über die Vorschläge der Geldgeber abstimmen lassen. Standard & Poor’s (S&P) hat die Kreditwürdigkeit Griechenlands am 30.06.2015 auf CCC- herabgestuft. Die aktuellen Entwicklungen geben wahrlich Grund zur Sorge.
Trifft der Grexit auch deutsche Sparer?
Zwar sind die Folgen eines Grexit momentan noch nicht absehbar, sie sorgen jedoch auch bei deutschen Privatanlegern für Anspannung: Könnten beispielsweise Geldanlagen durch den Grexit an Wert verlieren und investierte Gelder verloren gehen? Oder könnte das Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro gar die Altersvorsorge deutscher Sparer gefährden? WhoFinance wollte es genau wissen und hat darum 156 Finanzberater aus ganz Deutschland über den drohenden Grexit und seine möglichen Folgen befragt. Das Ergebnis: Eine Mehrheit der Teilnehmer ist der Meinung, dass ein möglicher Grexit für deutsche Verbraucher „keine“ oder „nur marginale“ Auswirkungen haben würde.
Was deutsche Sparer jetzt tun sollten
Doch ob es nun zum Grexit kommt oder nicht – ein Großteil der deutschen Sparer und Privatanleger fragt sich dieser Tage, was in der gegebenen, unsicheren Situation zu tun sei. Der Rat der Finanzberater fällt hier recht eindeutig aus: Rund 76% der teilnehmenden Berater empfehlen ihren Kunden nämlich, Ruhe zu bewahren und abzuwarten, wie sich die Lage weiter entwickelt. Wichtig ist aus Sicht vieler Berater ohnehin, seine Geldanlagen nicht zu stark an einer einzigen Stelle zu konzentrieren.
So erklärt Udo Prost, Berater der Global Finanz in Siegen: „Wer seine Investition von Anfang an auf eine breite Basis gestellt hat, beispielsweise mit Hilfe von verschiedenen Fonds, hat auch bei einem Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro wenig bis gar nichts zu befürchten. In der gegebenen Situation geht es also für Verbraucher vor allem darum, nicht in eine falsche Panik zu verfallen sondern die Nerven zu behalten.“.
Auch Gabriela M. Keinert, Finanzberaterin aus Berlin, warnt Ihre Kunden vor unbedachten Reaktionen auf den möglichen Grexit. Dennoch seien die aktuellen Entwicklungen ein guter Anlass, noch einmal über eine zusätzliche Absicherung der laufenden Investitionen nachzudenken: „Ich empfehle beispielsweise meinen Kunden, die in Investmentfonds investiert haben, diese mit einem dynamischen Limit zu versehen. Kunden, deren Depots bereits gut gefüllt sind, rate ich außerdem, die bereits erwirtschafteten Gewinne in sichere Sachwerte mit überschaubaren Laufzeiten zu investieren.“
Mehrheit der Finanzberater halten Grexit für wahrscheinlich
Die Frage, ob es überhaupt zu einem Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro kommen wird, beantwortet eine Mehrheit der Teilnehmer mit „Ja“. Rund 66% hält einen Grexit für „wahrscheinlich“ oder sogar „sehr wahrscheinlich“. Dieses Ergebnis war mit Blick auf eine Umfrage von WhoFinance zur Euro-Zukunft aus dem Januar 2015 (wir berichteten) erwartbar: Bereits seinerzeit hatten 96% der befragten Finanzberater Griechenland als wahrscheinlichsten Exit-Kandidaten benannt.
Berater geben Euro-Zone positive Prognose
Ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro wird aus Sicht der Finanzberater keine allzu negativen Auswirkungen auf den Zusammenhalt innerhalb Europas haben. Denn bezüglich der Zukunft der Eurozone gab die große Mehrheit der befragten Berater eine positive Prognose ab. Ihr langfristiges Auseinanderbrechen im Falle eines Grexit halten 87% der Befragten für „unwahrscheinlich“ oder „sehr unwahrscheinlich“.
Tags: Eurokrise, Griechenland