News


Die Branche der Indexfonds wächst seit Jahren rapide. Immer mehr institutionelle und private Investoren schwören auf diese auch Exchange Traded Funds (ETFs) genannten Fonds. Sie bilden einen Index oder Preis 1 zu 1 ab. Das unterscheidet sie von klassischen Investmentfonds, bei denen ein Fondsmanager das Geld der Kunden aktiv verwaltet.

 

Laut dem Londoner Analysehaus ETF-GI liegt das global in Indexfonds verwaltete Vermögen bei mittlerweile 1,8 Billionen Euro – Rekordstand! Diese Zahl verwundert nicht, haben doch in den vergangenen Jahren viele ETFs nicht schlechter abgeschnitten als viele Aktienfonds oder Rentenfonds – und das bei niedrigeren Ausgabeaufschlägen.

 

Jetzt zeigt sich am ETF-Markt eine interessante Entwicklung, die für Anleger und Berater auch in einem größeren Zusammenhang von Bedeutung ist: Große Investoren bevorzugen zunehmend ETFs, die in „reale Werte“ investieren anstatt einen Index künstlich nachzubilden.

 

Das heißt: Die Profis wollen die Sicherheit haben, dass ihrem Geld ein wirklicher Wert gegenübersteht.

 

Zum Hintergrund: Grundsätzlich gibt es Indexfonds in zwei verschiedenen Varianten. Bei sogenannten „physischen ETFs” investieren die Anbieter das Geld der Anleger direkt in den jeweiligen Index oder auch in einen Rohstoff. Beim Kauf eines solchen ETF auf den amerikanischen Dow Jones Index werden die dahinter liegenden Aktien tatsächlich erworben.

 

Das gleiche gilt zum Beispiel auch für Edelmetalle. Wer als Anleger einen Gold-ETF kauft, dem gehört im entsprechenden Gegenwert echtes Gold, das von dem jeweiligen Anbieter in Tresoren aufbewahrt werden muss.

 

Es gibt aber auch sogenannte „synthetische ETFs“. Hier wird die Entwicklung eines Index oder eines Rohstoffes vom Anbieter 1 zu 1 nachgebildet. Ein direktes Investment findet nicht statt. „Synthetische ETFs“ ähneln in diesem Punkt sogenannten Zertifikaten.

 

Einen wichtigen Unterschied gibt es aber: ETFs gehören zum sogenannten „Sondervermögen“. Geht der Anbieter pleite, ist das in Indexfonds investierte Geld gesetzlich geschützt. Vor einem Reinfall wie bei den von der 2008 untergegangenen Investmentbank Lehman Brothers herausgegebenen Zertifikaten sind Kunden also gefeit.

 

Die aktuellen Nachrichten aus der ETF-Branche zeigen aber eine interessante Entwicklung: Die Kunden entziehen synthetischen ETF immer stärker das Vertrauen. Stattdessen wollen sie das in Indexfonds angelegte Geld real investiert wissen.

 

Ein Beispiel: DB X-Trackers, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bank, die sich auf Indexfonds spezialisiert hat, verzeichnet seit rund 18 Monaten starke Abflüsse bei einem ihrer ETFs auf den Dax. Das Fondsvolumen brach von 7,4 Milliarden Euro auf 2,2 Milliarden Euro ein. Gleichzeitig konnte sich ein anderer Dax-Indexfonds von DB X-Trackers über regelmäßige Zuflüsse an Kundengeldern freuen. Der Grund: Der erste ETF bildet den Index nur ab, der zweite investiert real.

 

Die Deutsche Bank-Tochter zieht daraus nun die Konsequenzen: Sie fährt ihr Angebot an synthetischen ETFs drastisch zurück. Das Unternehmen will für seine Kunden in 18 Aktienindizes nun „physisch“ investieren anstatt sie nur abzubilden.

 

Diese Strategie verfolgt der Hauptkonkurrent im deutschen Markt iShares seit längerem bei allen seinen Indexfonds-Produkten – mit Erfolg. Die Tochtergesellschaft des weltweit größten Vermögensverwalters Blackrock hat bei ETFs im europäischen Markt einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent. DB X-Trackers kommt auf 12,5 Prozent und hat sich nun ein Ziel von 20 Prozent Markanteil im Jahr 2015 gesetzt.

 

Hinter dem Trend weg von synthetischen ETFs hin zu real investierten Produkten steckt eine wichtige Botschaft für Anleger und Berater, die ihren Kunden Indexfonds als Anlageklasse empfehlen:

 

Der Löwenanteil des in diesem Markt verwalteten Vermögens wird immer noch von institutionellen Investoren angelegt. Darunter sind zum Beispiel Versicherungen, Vermögensverwalter und zunehmend auch aktiv gemanagte Investmentfonds, die das Vermögen der Kunden auf diesem einfachen Weg streuen möchten.

 

Diese Profis misstrauen offenbar den synthetischen ETFs – und das trotz des gesetzlichen Status der Anlageklasse als Sondervermögen. Sie wollen das von ihnen verwaltete Geld schlichtweg in „realen Werten“ investiert sehen. Auf die haben sie, so zumindest die Hoffnung, im Falle von Liquiditätsschwierigkeiten des Anbieters leichteren Zugriff, sprich: Es könnte im Falle der Fälle einfacher sein, Ansprüche zu erheben.

 

Ganz deutlich ist: Die Finanzkrise hat zu einem dauerhaften Misstrauen gegenüber Anlagen geführt, die Marktentwicklungen nur virtuell abbilden – und das insbesondere in der Branche selbst. Private Anleger können daraus für sich die Lehre ziehen, ähnlich wie die großen Investoren zu verfahren und auf physische Indexfonds zu setzen.

 

Tags: , , , ,