Stephan Hinzen ist Top-Finanzberater aus Münster und erklärt im Interview wie man sich gegen die Auswirkungen von globalen Risiken auf das Portfolio schützt.
Wie kann man sein Portfolio vor globalen Risiken schützen?
Fabienne Seiam: Also, wie wirken sich die globalen Risiken auf mein Portfolio aus und wie kann ich mich schützen?
Stephan Hinzen: Globale Risiken, der Name sagt es ja schon, setzt im Grunde voraus, dass ich in dem Moment auch genau dagegen argumentiere und auch weiterhin global investiert bleibe. Auch da gilt, wenn ich breit investiert bin - und unter breite Investition verstehe ich, dass ich eben nicht nur in einem Marktsegment oder in einer Branche aktiv bin, sondern dass ich auch tatsächlich mein Geld sehr breit über den Globus verteilt investiert habe. Wenn ich das tatsächlich beherzige und mich dort nicht auf eine Branche, auf eine Region oder auch mal irgendeine spezielle Situation einstelle, sondern dass ich dann sage, ich verteile meine Gelder, bleibe nicht nur in Europa sondern gehe vielleicht auch Richtung USA, bleibe aber auch trotz alledem auch in Asien, gegebenenfalls einem anderen Teil der Welt
Investiert, dann kann ich damit erreichen, dass ich Risiken minimiere.
Wie stellt man sein Portfolio global auf?
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass alle Branchen und alle Bereiche und Regionen gleichzeitig in den Abwärtsstrudel geraten. Das heißt, es wird immer Gewinner und es wird immer Verlierer geben.
Ein ganz konkretes Beispiel: Wir sehen die gerade die Technologieaktien, die im letzten halben Jahr relativ stark verloren haben - also ob das Apple, ob das Amazon, ob das Google (also Alphabet) ist, die großen Tech-Giganten haben in den letzten Monaten relativ stark federn gelassen. Im Gegenzug dazu haben wiederum andere Firmen und Bereiche bzw. Branchen stark zugelegt. Uns allen ist gerade aktuell bewusst geworden, was es heißt,
mit Energie versorgt zu werden. Das heißt also, gerade Mineralölkonzerne haben aktuell sehr viel Geld verdient. Man will gerade da rangehen, ob dies nach oben hin gedeckelt wird.
Ich habe da eine etwas abwartende Meinung dazu, weil ich glaube, dass das nicht funktionieren wird. Und es gibt auch noch andere Bereiche, so bitter das ist, aber vor dem Hintergrund der Ukrainekrise haben gerade Rüstungsaktien sehr stark an Wert zugelegt. Wir kommen da teilweise an rechtliche Grenzen.
Warum sind ESG-Kriterien so wichtig?
Wir sprechen derzeit über ESG-Kriterien, die immer mehr in den Vordergrund rücken und die seit August dann auch bei jedem Kundengespräch abgefragt werden müssen. Das sind ökologische Kriterien, soziale Kriterien und auch Unternehmensführung. Das sind die Kriterien, die dort abgefragt werden. Sie spielen mit rein und da passt gerade das Thema Mineralkonzerne und Rüstungskonzern überhaupt nicht rein. Auf der anderen Seite muss man wiederum sehen, dass beispielsweise auch Kraftwerksbetreiber, die ihre Energie aus Atomkraft generieren, nach aktueller Lesart als nachhaltig eingestuft werden. Das ist am Ende des Tages politisch so gewollt. Ob das jetzt tatsächlich jedem schmeckt? Ob das jeder genauso empfindet? Das ist eine ganz andere Geschichte.
Welche Branchen könnten von der Situation profitieren?
Das Fazit lautet: Globale Risiken kann ich vermeiden, indem ich auch weiterhin global anlege. Auf den ersten Blick ist das ein Widerspruch, aber genau darin liegt meines Erachtens die Kunst. Im nächsten Schritt gilt es zu schauen, welche Branchen davon profitieren und welche davon vielleicht weniger profitieren. Habe ich gewisse ethische moralische Ansprüche an mich? Kann ich die dann auch entsprechend dort wiederfinden und einbringen? Ich muss mir allerdings darüber im Klaren sein, dass ich gewisse Renditen dann vielleicht nicht mitnehmen kann und darauf verzichte. Aber das ist ja auch die Individualität eines jeden Anlegers.
Fabienne Seiam: Und wie wirkt sich das auf ihre Kunden aus?
Stephan Hinzen: Diese Fragen werden mir natürlich immer regelmäßig gestellt. Da ist es am Ende des Tages auch wirklich eine individuelle Situation eines jeden: Der eine hat vielleicht etwas andere ethisch-moralische Ansprüche, die er auch in seiner Geldanlage wiederfinden möchte. Der sagt, ich habe jetzt tatsächlich meinen Beitrag dadurch geleistet, dass ich vom Auto aufs Fahrrad umgestiegen bin und viele Wege mit dem Fahrrad mache. Vielleicht auch bei der Ernährung aufpassen, was ich dort zu mir nehme, Stichwort Tierwohl. Oder auch komplett auf eine vegetarische/vegane Ernährung umzustellen. All das sind ja Dinge, wir leben in einem freien Land, Gott sei Dank, wo ich entsprechend entscheiden kann, wie ich mich dort wiederfinden will.
Gibt es ein „one size fits all“ Konzept, nach dem man anlegen kann?
Von daher, ja, das hat Auswirkungen auf jede Geldanlage und da ist auch an der Stelle jeder Kunde individuell. Also da gibt es auch nicht dieses berühmte „one size fits all“. Das gibt es
nicht und das ist tatsächlich individuell. Und darin muss sich auch jeder mit seiner Individualität wiederfinden und die muss auch berücksichtigt werden. Das ist dann wiederum meine Aufgabe, meinen Kunden diese Individualität auch tatsächlich zu geben, damit sie sich dann im Rahmen der Geldanlage darin auch wiederfinden.
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