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Geldanlage: Wie schützt man seine Anlagen vor der Inflation?

Artur Strauss und Michael Gemke sind Top-Berater von MLP und sprechen im Interview über die Themen Geldanlage und Inflation.

Wie kann ich meine Geldanlagen vor Inflation schützen? Das ist ein Thema, das im Moment alle bewegt. Nicht nur im Supermarkt, an der Zapfsäule und bei den Immobilienpreisen ist die Inflation ein Schreckgespenst, das die Gesellschaft bewegt. Über Inflation und Geldanlage sprechen wir heute mit Artur Strauss und Michael Gemke. Artur Strauss ist Berater von MLP aus Bonn. Michael Gemke ist Berater von MLP aus Frankfurt


Wie schützt man seine Anlagen vor Inflation?


Mustafa Behan: Lieber Artur, wie kann ich denn meine Geldanlage vor Inflation schützen? 
Artur Strauss: Das geht, indem ich mein Geld so anlege, dass ich in Unternehmen anlege, die das Thema Inflation aufgrund ihrer Stellung, aufgrund ihrer Unternehmensgröße und ihrer Preissetzungsmacht an den Endkunden weitergeben können. Dass ich also in meinem Portfolio einen bunten großen Strauß an Unternehmen habe, die selektiert werden - und zwar von dem operativen Management, also dem Fondsmanager, dem ich mein Geld anvertraue. Der analysiert dann wiederum Unternehmen, führt Gespräche mit ihnen, sieht sich die Geschäftsberichte an, die Bilanzen und auch die Ertragsaussichten. Nicht jetzt, sondern für die nächsten fünf bis zehn Jahre. Das ist eine große Herausforderung, diese Unternehmen, diese Perlen zu finden, um sie in sein Portfolio mit aufzunehmen.

Das bedeutet dann, und das ist jetzt keine Anlageberatung, dass Unternehmen wie zum Beispiel Coca-Cola oder auch Mercedes aufgrund ihrer Preissetzungsmacht die Möglichkeit haben, höhere Preise auch an Endkunden weiterzugeben. Die Produkte werden weiterhin gekauft, obwohl sie teurer geworden sind. Wenn ich also in solche Unternehmen investiere, dann kann ich damit ein Stück weit die Inflation auffangen. Wenn die jetzt bei acht, achteinhalb Prozent liegt, dann ist es schon ein hehres Ziel, real eine Vermögensmehrung zu erzielen, aber es ist durchaus möglich. 

Wie geht man in der Krise mit seinem Portfolio um?


Es bedarf eben dieser detaillierten Analysen. Ich hätte jetzt schon beinahe gesagt, dann verbietet es sich fast von selbst, dass man als Endkunde in ETFs investiert, die en vogue waren, weil die Märkte nur nach oben gegangen sind. Jetzt kommt es nicht darauf an, dass man einen Warenkorb kauft, den man nicht kennt, sondern dass man sich aus diesem Warenkorb die Rosinen herauspickt und die in einem eigenen Portfolio zusammenstellt. Das macht eben ein aktiver Fondsmanager und der hat durchaus die Chance, da mitzuhalten, was reale Vermögensmehrung angeht. 

Das zweite ist, jemand hat einmal gesagt „Diversifikation ist der Schutz vor der eigenen Dummheit.“ Das heißt, man weiß eben nicht, wie sich die Welt dreht, man weiß nicht, welche kurzfristigen Effekte wirtschaftliche Einflussfaktoren haben. Zum Beispiel die steigende Inflation, die Leitzinserhöhung der EZB, dass EZB und Fed Geld wieder vom Markt herausnehmen - das kann man nur antizipieren. 


Wie baut man sein Portfolio diversifiziert auf?


Deswegen ist es wichtig, dass man möglichst ein großes Spektrum an Unternehmen und damit eine große Streuung hat, um von jedem etwas in seinem Portfolio zu haben. Und dazu gehören eben auch die Unternehmen, die die Perlen auf dem Markt sind. Die identifizieren, in sein Portfolio mit reinnehmen - dann kann man davon ausgehen, dass man eine reale Wertsteigerung hat. 

Und eines war bisher immer so: Wirtschaft wächst. Wirtschaft muss wachsen - langfristig. Kurzfristige Verwerfungen gibt es, klar. Das nennt man Volatilität oder Schwankungen. Das bietet auf der anderen Seite eben auch die Chance, günstiger nachzukaufen, wenn es günstiger wird. Aber langfristig wird Wirtschaft wachsen. 

Wächst die Wirtschaft weiter bei einer Inflation?


Dafür gibt es drei Gründe: Der erste Grund ist, wir haben jetzt siebeneinhalb Milliarden Menschen auf der Erde. 2050 werden wir ungefähr 11,5 Milliarden haben. Die wollen ja auch konsumieren. Sie wollen auch Fahrräder, Schuhe, Häuser, etc. kaufen. Außerdem leben 80 Prozent der Weltbevölkerung in Entwicklungsländern oder noch nicht weit entwickelten Ländern. Die haben einen extremen Nachholbedarf. Also, da entsteht Konsum, auch da werden Produkte nachgefragt. Wenn ich in Unternehmen investiert habe, die das im Blick haben, dann kann ich den Vermögenswert steigern. Der dritte Grund ist die technologische Entwicklung. Technologische Entwicklung schafft immer wieder einen neuen Bedarf - ob das ganz früher einmal die Dampfmaschine war mit Fließbandproduktion, die Automobilproduktion, ob das die IT ist, ob das jetzt vielleicht Cloud Computing ist, ob das 3D-Druck ist - es sind also technologische Entwicklungen, die dann einen zusätzlichen Bedarf schaffen und damit auch wieder Wachstum schaffen. Wenn man in diese Unternehmen investiert ist, dann hat man sehr viel richtig gemacht.  

Was ist der beste Weg durch die Inflation?


Mustafa Behan: Du sagst im Wesentlichen, wenn ich es richtig verstanden habe: die Spreu trennt sich jetzt durch die Inflation vom Weizen und man muss hier genauer hinsehen. Michael, ist das eine These, der Du auch so folgen würdest? 
Michael Gemke: Absolut. Ich habe wie immer interessiert zugehört und dabei die ganze Zeit genickt. Der gute alte Spruch „Nicht alle Eier in einen Korb legen“, gilt heute mehr denn je. Ich glaube, man hat in den letzten Jahren ein bisschen vergessen, was Verluste sind. Da hatten wir auch diesen ETF-Hype, der ja eigentlich nichts anderes ist als der Versuch, möglichst kostengünstig die Märkte abzubilden - die im Wesentlichen aber die letzte Dekade nun nach oben gegangen sind, mit kurzen Rückschlägen, die sich aber dann immer wieder überkompensiert haben. Von daher war es relativ einfach zu sagen, ohne Manager läuft es am besten. Ich glaube aber, dass die Zeiten, in denen wir uns jetzt schon befinden, alles andere als automatisiert in eine Richtung gehen. 

Wie kann man von der Inflation profitieren?


Nicht dass man das nicht will, nicht dass es da nicht auch einen Konsumstau gibt, aber wir kennen eben an vielen Ecken, wo es überall klemmen kann. Also das können die Lieferkettenproblematiken sein, weil wir weitestgehend von China abhängig sind, Zero Covid-Lockdown von irgendwelchen großen Häfen, die die ganze Welt beliefern, die Kriegssituation in der Ukraine mit den politischen Folgen etc. 

Hier sehen wir, dass sehr viel mit rein spielt und meines Erachtens geht das nur mit einem diversifizierten Portfolio. Also wirklich so anlegen, wie es für das eigene Risikoverständnis vernünftig ist. Da muss man mit jedem Kunden sehr individuell reingehen, denn jetzt erkennen die Menschen auch wieder, was denn eigentlich ein Rückschlag bedeutet. Verkrafte ich zehn Prozent weniger, wenn ich auf mein Depot blicke? Gestern hatte ich 100.000, übermorgen habe ich auf einmal nur noch 90.000 da stehen. Dann sage ich mir, oh, ich habe jetzt 10.000 verloren. Habe ich die überhaupt verloren oder was passiert gerade mit dem Geld? 

Also genau hinsehen und dann in den sogenannten Assetklassen diversifizieren. Da machen diejenigen am meisten Sinn, die sich von der Inflation abkoppeln können, beziehungsweise die von der Inflation mit profitieren. Das sind Sachwerte. Da haben wir einmal das Produktivvermögen in Sachwerten, das sind Aktien. 

Könnten Sachwerte eine profitable Lösung sein?


Da sollte man versuchen, das richtige Verhältnis aus Value und Growth zu finden. Manchmal ist das auch eine Mischung aus beidem. Eine klassische ehemalige Growth-Aktie war beispielsweise Microsoft. Aufgrund der Größe und der Position am Markt ist es allerdings auch eine Value-Aktie. Die vereinigt im Prinzip die beiden Welten. Und dann sollte man auch neben den Aktien schauen, was man noch mit rein packt. Das Thema Immobilien spielt mit rein, das Thema Absicherungsinstrumente wie Gold oder Silber. Hier auch mal Edelmetall mit reinnehmen oder über den ein oder anderen Rohstoff nachdenken. Rohstoffe sind zwar schwankungsreich, werden aber jetzt in bestimmten Phasen vielleicht stärker gebraucht. Auch wenn wir an die Umwälzungen denken, die wir jetzt insgesamt haben: also hin zu einer Transformation, zur Energiewende, etc. Da brauchen wir ganz andere Rohstoffe, als wir sie vielleicht noch vor 50 Jahren gebraucht haben. Hier ist zu überlegen, wie man das Portfolio so zusammensetzt, dass man von der Inflation profitiert. Stichwort Immobilie: Wenn ich die vermiete, wird sie bei einer entsprechenden Inflation auch eine Preisanpassung erfahren - sowohl was den Wert, aber vor allen Dingen auch was die Mieterträge angeht. Das heißt, ich profitiere von dieser Lohn-Preis-Spirale, weil sich der Lohn in meiner Tasche auswirkt in Form höherer Mieteinnahmen. Ich gehe das dann mit dem Kunden dezidiert durch: Wo findet er sich wieder und wie ist die richtige prozentuale Mischung? 

Oftmals hat man ein sogenanntes „Schwabenportfolio“: Man hat sein Eigenheim - der Schwabe neigt dazu, alles in Immobilien zu investieren. Das Eigenheim ist in den letzten Jahren nominal extrem im Wert gewachsen, man klopft sich auf die Schulter und sagt, super Anlage, ich bin Millionär. Faktisch wohnt man aber in der Immobilie und wenn man sonst nichts hat, dann hat man vielleicht ein Problem, denn Steine kann man nun mal nicht essen. Hier muss man also überlegen, wie man sein Portfolio am besten diversifiziert und was am besten zu einem passt. Aber im Großen und Ganzen hat der Artur alles andere schon gesagt. 


Sind ETFs noch eine gute Anlagemöglichkeit in der jetzigen Zeit?


Artur Strauss: Vielleicht noch eine Anmerkung zu dem Thema ETF: Ich verteufle nicht die ETFs als solche, aber in den Zeiten so wie Michael jetzt sagte, wo die Märkte nur nach oben gingen, war es auch relativ einfach in ETFs zu investieren, weil auch die die Wertsteigerung hatten. Die Schwankung nach unten hatte ja keiner so richtig erfahren. Diese Erfahrung wird jetzt gemacht. ETFs sind nach wie vor ein sinnvolles Anlageinstrument, man sollte sie jetzt nur denen überlassen, die davon wirklich professionelle Ahnung haben und näher an den Kapitalmärkten, an den Finanzmärkten dran sind. Und das sind eben die Vermögensverwalter und die Fondsmanager. Also, gutes Instrument, man muss es eben nur von denen machen lassen, die das professionell tun.

Mustafa Behan: Kunden, die jetzt sagen, mein Portfolio ist möglicherweise durch die Inflation gefährdet oder die das überhaupt erst einmal verstehen wollen, ob dem so ist, die können sich an Euch wenden. Artur, bei Dir in Bonn und Umgebung und Michael, bei Dir in Frankfurt und Umgebung. Beide von Euch auch über Video und ihr seid beide auf WhoFinance auffindbar.


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