Wie erreicht man Inflationsschutz durch Investieren?
Fabienne Seiam: Wie kann ich meine Anlagen vor der Inflation schützen?
Ronald Reich: Das ist ein Thema, das die meisten Kunden gerade bewegt und das auch im Internet viele Fragen aufwirft. Von daher ist es gut, dass wir darüber sprechen.
Die Veränderung der Verbraucherpreise, die wir 2022 gerade erleben, kennen die meisten einfach gar nicht mehr. Wir haben eine Inflation von 7,9 Prozent, im April waren es 7,4 und die Zahl ist für viele überhaupt nicht greifbar und auch extrem beunruhigend. Von daher ist es wichtig, dass man darüber sprechen kann. Im letzten Jahr hatten wir im gesamten Jahr eine Inflation von knapp über drei Prozent. Das ist also eine deutliche Veränderung und die Preistreiber sind Energie, aber auch Nahrungsmittel und Waren. Und das sind wir schon bei einem Thema, wo man überlegen kann, ob das eventuell schon Möglichkeiten für die Investitionen sind. Wenn das die Preistreiber sind, dann könnte man auch darüber nachdenken, zu investieren.
Die Löhne und Gehälter können nicht Schritt halten
Das Problem bei der Inflation ist aber, und das gilt auch für das Investment nachher, dass eigentlich die Löhne und Gehälter dieser Entwicklung nicht Schritt halten. Das heißt, die meisten Deutschen haben weniger Geld zur Verfügung. Sie verlieren an Kaufkraft und
ganz besonders, wenn man das Geld nur auf dem Konto hat oder auf dem Sparbuch oder Giro oder Tagesgeld oder Festgeldkonto. Denn dort bekommt man definitiv nicht mehr die Zinsen, um diese Teuerungsrate auszugleichen. Das funktioniert halt nicht.
In dieser Hinsicht rate ich meinen Kunden zu einem Depot, das mehrere Effekte nutzen kann. Diese Effekte sind einmal die Effekte, die ich vielleicht mit Kapitalbindung bekommen kann, und dann sind es auch die Effekte über Sparraten. Sparraten können helfen, dass man als Verbraucher Vorteile hat und dass man an dieser Entwicklung der Preise partizipiert, indem man Stück für Stück etwas investiert. Und dass man dann Stück für Stück zuführt und sagen kann, dass man gut aufgestellt ist.
Wäre es sinnvoll, eine Liquiditätsreserve zu halten, um bei fallenden Kursen nachzukaufen?
Meine Kunden bekommen von mir, je nach gefühlter Risikotragfähigkeit, einen Depotvorschlag, der so aussieht, dass sie in der Regel einen gewissen Teil in der Liquiditätsreserve haben. Die Liquiditätsreserve ist nicht dazu gedacht, den Kühlschrank zu füllen, sondern ist dafür gedacht, in diesen unsicheren Marktphasen, in denen wir uns gerade befinden, eventuell nachzulegen und Kapital zu haben, um bei fallenden Kursen sozusagen nachzukaufen.
Was sind Megatrends und wie kann man dadurch profitieren?
Dann empfehle ich in der Regel ein Portfolio an Aktienfonds, die die Märkte betreffen, die perspektivisch von der aktuellen Inflation oder den zukünftigen Entwicklungen profitieren. Ich spreche oft von Megatrends. Ein Megatrend ist definitiv das, was uns schon seit Jahren bewegt, der Gesundheitsbereich oder der ganze Bereich Demografie. Die Bevölkerung wird ja weiterhin wachsen und wir werden immer mehr Menschen auf der Welt sein. Und was bedeutet das dann? Aus dem Demografiebereich gibt es viele Bereiche, die man ableiten kann. Und dann müssen es halt Unternehmen sein, die damit auch erfolgreich sind, denn diese Erfolge spiegeln sich dann in den Aktienkursen wider. Und dann profitiert wiederum auch derjenige, der dort investiert ist.
Ich habe vorhin aber schon gesagt, dass die Risikotragfähigkeit ein wichtiger Faktor ist. Nicht jedem liegt das in den Megatrend zu investieren, denn die Glaskugel habe ich nicht. Also, wird der Megatrend wirklich so weitergehen? Ist da wirklich etwas sichtbar? Ich berate auch sehr gerne noch das zweite Spielfeld, das sind Sachwerte.
Kann man Inflationsschutz durch Investitionen in Sachwerte erreichen?
Sachwerte sind Immobilien, Sachwerte sind Gold, Sachwerte sind aber auch Rohstoffe und ähnliche Dinge. Die beizumischen, entweder in Fonds oder in Beteiligungen oder sogar durch den Kauf einer kleinen Immobilie in einem Bereich, der mir gefällt, dann hätte man sozusagen definitiv auch einen Inflationsschutz. Für viele Kunden in meinem Kundenstamm ist auch Gold ein Inflationsschutz. Ich bin da sehr zurückhaltend, denn ich bin der Meinung, dass wir schon auf einem hohen Goldpreis angekommen sind. Trotzdem berate ich es. Die Kunden dürfen bei mir immer frei entscheiden. Sie bekommen von mir die Informationen, dürfen dann aber entscheiden, ob sie es machen wollen oder nicht.
Auch wenn ich da zurückhaltend bin, finde ich es als Beimischung extrem hilfreich für die Kunden, die einen gewissen Absicherungsfaktor haben wollen. Und das Thema Kapitalbindung führt gerade über Immobilien dazu, dass ich hier wirklich Inflationsschutz betreiben kann.
Warum sollte man die Altersvorsorgeverträge überprüfen?
Sie sprachen aber noch ein anderes Thema an: bestehende Altersvorsorgeverträge. Das ist noch einmal eine ganz andere Baustelle. Da bin ich ja nicht so frei, denn da habe ich eine Kapitalbindung. Da habe ich mich entschieden, dass der Betrag mit 60, 63, 65 oder erst 67 zur Auszahlung kommt. Da muss man definitiv die Anlage prüfen, die dort existiert und mit dem jeweiligen Versicherer klären, welche Anlagen ich wechseln kann und wie ich wechseln kann. Das Schöne bei Versicherungen und Altersvorsorgeverträgen ist, dass solche Wechsel für den Verbraucher nichts kosten. Das wissen nur die meisten gar nicht.
Aus dieser Sicht ist da der Gang zu einem Berater oder einer Beraterin extrem hilfreich, die sich den Vertrag ansehen, analysieren und mit dem Kunden dann bei der Gesellschaft anrufen und herausfinden, in welche Anlagen gewechselt werden kann. Und dann kann man auch dort ähnliche Ansätze fahren, wie ich sie schon für die freie Geldanlage vorgestellt habe, so dass man da auch von den geringen Verzinsungen wegkommt und dass man wirklich sagen kann, ja, ich schaffe es mit meiner Altersvorsorge auch, eine attraktive Rendite zu erwirtschaften.
Wie kann man sich den Cost-Average-Effekt zu Nutzen machen?
Der charmante Vorteil bei dem Altersvorsorgevertrag ist, dass man ja immer einen Sparplan dahinter liegen hat, die meisten zahlen dort also monatlich dort ein. Damit haben Sie den Cost-Average-Effekt eigentlich schon mit eingebunden. Man sollte definitiv überlegen, vom Girokonto wegzukommen, vom Sparkonto wegzukommen, vom Festgeld wegzukommen und sich die ersten Gedanken machen, wie man ein bisschen mehr Chancen am Kapitalmarkt bekommen kann.
Unabhängige Berater sind in der Lage, Tipps und Anregungen zu geben. Die Entscheidung liegt aber immer beim Verbraucher. Das finde ich in Deutschland auch gut. Das ist die Unterschrift des Kunden, der erst die Entscheidung trifft. Und nicht der Berater, mit dem man aber die Vor- und Nachteile abwägt.
Fabienne Seiam: Betrifft Sie das auch persönlich?
Ronald Reich: Ja, das betrifft mich auch persönlich. Ich bin 58 Jahre alt, das heißt Teile meiner Altersvorsorge bestehen in bestehenden Lebens- und Rentenversicherungen und ich habe definitiv Umstellungen in den Geldanlagen in meinen Lebens-/Rentenversicherungen von mir und meiner Frau gemacht, um dort jetzt für die nächsten Jahre noch ein bisschen mehr Rendite zu erwirtschaften. Wobei ich mir mit 58 nicht vorstellen kann, dass ich mit 65 oder 67 in Rente gehe. Das ist aber mein persönliches Lebensbild.
Sollte man vor dem Ruhestand andere Dinge bei Investitionen beachten?
Für den klassischen Kunden, der vielleicht Beamter ist und der auf die gesetzliche Rente zuarbeitet, bei dem fange ich jetzt eher an, in die sicheren Geldanlagen umzuschichten, damit man nicht noch einmal ein Corona Jahr hat, wo die Märkte ja zum Teil um 40 Prozent runtergegangen sind. Das ist aber mein persönliches Bild. Also ich fühle mich noch so fit und in meiner Selbstständigkeit noch so gut, dass ich sagen kann, ich werde noch mal ein paar Jahre arbeiten und deshalb gehe ich noch einmal in die Chancen rein. Gegenüber meinen Kunden spreche ich jetzt von der Landephase. Also, den Vertrag sozusagen „safe“ zu machen, dass es dann schön geglättet in die letzten Jahre reingeht - mit 58, wo man nur noch fünf, sechs oder sieben Jahre zu arbeiten hat.
Junge Leute berate ich überhaupt nicht mehr auf Garantieprodukte. Wer soll schon mit 0,25 Prozent Garantiezins zufrieden sein? Das kann ja gar nicht mehr funktionieren. Ich erkläre das kurz und da sagen die 20, 25 oder 30 jährigen, die sich noch nicht mit Altersvorsorge beschäftigt haben, klar, das funktioniert nicht mehr. Und so ist es auch. Die gehen dann gleich in die Märkte rein, die attraktiv sind. Das sind zum Beispiel Märkte wie das ganze Thema erneuerbare Energien. Da gibt es tolle Produkte von Anbietern, die tolle Renditen von sechs bis sieben Prozent rückwirkend erwirtschaftet haben - in Altersvorsorgeverträgen. Das weisen sie nach und das erwarte ich auch in Zukunft. Erneuerbare Energien sind unsere Zukunft und ich habe da als Makler Zugriff auf tolle Marktprodukte.
Wenn Sie jetzt Fragen dazu haben, wie Sie Ihre Geldanlage oder Ihre Altersversorgung besser vor Wertverlust schützen können, dann sprechen Sie Ronald Reich an. Sie finden ihn auf WhoFinance, vor Ort in Kiel und Umgebung und per Video in ganz Deutschland.