21.07.2022
Anschlussfinanzierung: Bausparvertrag als Alternative zur Zinsbindung?
Baufinanzierung: Wie kann man über Bausparen Eigenkapital schaffen?
Arno Schabedoth ist einer der Top-Finanzberater der Postbank aus Gelsenkirchen und erklärt im Interview die Zins- und Preisentwicklung.
Baufinanzierung ist ein komplexes Thema und die größte wirtschaftliche Entscheidung, vor der die meisten Leute in ihrem Leben stehen. Gerade im Moment sind die Suchanfragen zu Baufinanzierungen auf WhoFinance massiv gestiegen. Es gibt Unsicherheit und Fragen zu allen möglichen Themen: Wohin gehen die Zinsen, wohin gehen die Preise? Arno Schabedoth hat sich heute Zeit genommen, um das Thema ein wenig zu beleuchten. Er ist einer der Top-Berater zum Thema Baufinanzierung bei der Postbank Finanzberatung aus Gelsenkirchen.
Steigen die Preise und die Zinsen einfach weiter?
Mustafa Behan: Arno, wohin gehen die Zinsen, gehen die Preise? Ist Baufinanzierung etwas, mit dem man eher noch ein Stück warten soll? Das sagen jedenfalls die einen Kunden – und die anderen wollen vielleicht jetzt gerade noch schnell abschließen. Was ist Deine Perspektive?
Arno Schabedoth: Wir haben ja gerade in den letzten Monaten etwas erlebt, was mehr als ungewöhnlich ist und auch ein Stück weit schier unglaublich ist. Die Baufinanzierungszinsen, die in den letzten Jahren sehr niedrig waren, sind plötzlich rasant gestiegen. Wir sprechen von teilweise zwei bis drei Prozentpunkten, um die das Zinsniveau in die Höhe geschossen ist. Von daher versucht natürlich jeder zurzeit, seine Immobilienfinanzierung oder seinen Wunsch nach einer Immobilienfinanzierung zu platzieren - was auch sinnvoll ist. Es ist davon auszugehen, dass die Zinsen in den nächsten Monaten zwar vielleicht etwas moderater steigen als in den letzten Monaten, aber doch weiter steigen werden. Wir werden wieder ein Niveau erreichen, das wir als Finanzfachleute als ein normales Niveau betrachten.
Welches Zinsniveau ist zu erwarten?
Das liegt, wenn man das über die Zyklen der Finanzierung betrachtet, irgendwo zwischen fünf und sechs Prozent. Also das wird oder könnte vielleicht, die Glaskugel hat natürlich niemand, aber es wäre sicherlich denkbar, dass wir mittelfristig über die nächsten fünf, sechs Jahre vom Zinsniveau wieder dort landen. Und das ist natürlich für viele, die eine etwas geringere Bonität haben, schwierig, eine Immobilienfinanzierung zu platzieren, weil einfach das Geld nicht mehr ausreichen wird.
Mustafa Behan: Du hast jetzt beschrieben, dass sich die Situation quasi im Wochentakt oder vielleicht sogar im Tagestakt, also sehr rasant geändert hat. Wenn ich jetzt zu Dir komme und meine Haushaltsrechnung mit Dir aufmache, vielleicht auch noch gar keine Immobilie habe, denn die Objekte sind ja auch knapp - muss ich denn damit rechnen, dass sich in so einem Prozess die Zinsen nochmals ändern? Das dauert ja wahrscheinlich ein paar Tage, vielleicht auch ein paar Wochen, bis wir alle Daten und Papiere beisammen haben und eine Immobilie gefunden haben.
Arno Schabedoth: Das kann durchaus sein. Du hast einen wichtigen Punkt angesprochen: In der ersten und auch in der zweiten Beratung schauen wir uns sehr dezidiert die finanzielle Situation an. Und ich bin da auch grundsätzlich ganz ehrlich.
Weshalb ist die eigene finanzielle Situation wichtiger geworden?
Das heißt also, wenn ich das Gefühl habe, dass jemand sich hier, egal aus welchen emotionalen Gründen heraus, übernehmen würde, dann würde ich das auch ganz klar sagen und würde sagen, das lassen Sie besser erst einmal sein oder warten erst einmal, bis mehr Geld reinkommt. Also wir schauen uns die sogenannten Lebenssituationen, die eintreten können, sehr genau an, um festzustellen, ob in jeder Situation des Lebens - das Leben heißt ja Leben, weil es lebt - in jeder Situation die Finanzierung für den Kunden noch tragbar ist. Also, da legen wir schon Wert darauf.
Wenn jemand jetzt ein konkretes Objekt hat, dann besteht natürlich schon die Möglichkeit, nachdem eine Finanzierung aufgebaut ist, die Zinsen für einen kurzen Zeitraum von drei, vier oder fünf Tagen zu reservieren, wenn man den Finanzierungsantrag stellt. Sofern das länger dauert, muss man in Kauf nehmen, dass sich in der Zwischenzeit die Zinsen ändern können. Das kann durchaus sein.
Mustafa Behan: Und dann reagiert Ihr darauf? Also, wenn ich zu Dir komme und sage, guck mal, so sieht das jetzt aus, ich begebe mich aber vielleicht jetzt erst auf die Suche nach einer Immobilie - kannst du dann sagen, na ja, also drei bis vier Prozent kannst Du verkraften, eigentlich auch noch vier bis fünf Prozent, aber über sechs Prozent ist dann Schluss? Man weiß ja nicht, wie lange die Objektsuche dauert.
Arno Schabedoth: Richtig, ganz genau. Da würde ich ganz offen mit dem Kunden darüber sprechen und würde ihm dann, je nachdem, wie kurz oder mittelfristig der Eigentumswunsch besteht, sogar empfehlen, einen Bausparvertrag abzuschließen, weil die Bausparkassen auf das gestiegene Zinsniveau bisher noch nicht reagiert haben.
Wie kann ich über das Bausparen Eigenkapital schaffen?
Heißt also, die zurzeit angeboten Bausparverträge beinhalten immer noch die sehr günstigen Zinsen für eine zukünftige Finanzierung von teilweise ein bis maximal 2,35 Prozent - je nach Tarif, den man abschließt.
Hier kann man wirklich für sich ein Pfund festschlagen. Das hat zwei Vorteile:
Der erste Vorteil ist, ich sichere mir die Zinsen für meine zukünftige Finanzierung. Und der zweite Vorteil ist, dass ich jetzt schon, ohne eine verpflichtende Auswirkung zu haben, ausprobieren kann, wie ich eventuell mit einer gesteigerten monatlichen Zahlung, die ich zu leisten habe, wenn ich dann eine Finanzierung habe - wie ich damit klarkomme. Das heißt, ich kann schon mal ausprobieren, wie komme ich denn mit 700, 800, 900 Euro im Monat klar, die vielleicht für eine Finanzierung benötigt werden.
Frage: Da kann man sozusagen ein bisschen Baufinanzierung üben.
Antwort: Ganz genau: Das ist Baufinanzierung light, Baufinanzierung üben - mit dem Vorteil,
dass ich dann auch einen Vorteil für die Zukunft habe, indem ich mir günstige Zinsen sicher.
Warum sollte ich mich jetzt mit Zinsen beschäftigen?
Lass mich noch eine Sache dazu sagen - ich hatte ja gerade schon darauf hingewiesen: Es ist damit zu rechnen, dass die Bausparkassen sehr schnell die Bauspartarife anpassen werden. Das geht heute schneller als früher. Mit Papieranträgen hatte man eine sogenannte „Ausverkaufszeit". Das wird es nicht mehr geben. Ich vermute, weil heute vieles über Online-Plattformen abläuft, wird man innerhalb von wenigen Tagen die Zinsen erhöhen. Ja, und wer bis dahin nicht reagiert hat, der muss halt nehmen, was übrig bleibt.
Mustafa Behan: Dann, lieber Arno, tausend Dank. Du hast hier, wie erwartet, viel Licht ins Dunkel gebracht. Wir haben verstanden, dass trotz aller Schwierigkeiten die Hoffnung besteht, dass zum einen und auf der anderen Seite ein Beratungsgespräch jetzt mehr nützt als jemals zuvor. Wenn Sie jetzt Lust haben auf das Thema Baufinanzierung oder Ihren Immobilienwunsch jetzt in Angriff nehmen wollen, erreichen Sie Arno über sein WhoFinance-Profil und da gibt es auch die Möglichkeit der Videoberatung.
